Experten warnen vor Immobilienblase – Landkreis Emsland nur mäßig betroffen.

Aufgrund extrem niedriger Zinsen und einer wachsenden Nachfrage erfährt der deutsche Immobilienmarkt einen starken Boom. Deshalb warnen Experten in einigen Großstädten vor Anzeichen einer „hohen Blasengefahr“.
Einen radikalen Kaufpreisanstieg von 240 Prozent für Einfamilienhäuser von 2008 bis 2018 erfuhr der Immobilienmarkt in München.
Ähnlich rasante Anstiege konnten auch in anderen Großstädten beobachtet werden.

Extrem niedrige Zinsen und eine enorme Nachfrage begründet durch Anlagenotstand, die auf geringes Angebot traf, zählen dabei zu den Hauptgründen.
Aufgrund dieser Entwicklung warnen Experten seit längerer Zeit vor der wachsenden Blase.

Laut aktuellem Finanzstabilitätsbericht hält die Bundesbank die Preise in einigen Städten für 15 bis 30 Prozent überbewertet. Entsprechende Warnungen vor einer Überhitzung des europäischen Immobilienmarktes spricht auch ein Expertengremium unter der Leitung von EZB-Chef Mario Draghi aus.
Das unabhängige wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Forschungs- und Beratungsinstitut „Empirica“ gab auf Grundlage einer neuen Analyse bekannt, dass in neun von zwölf deutschen Großstädten eine „eher hohe“ Blasengefahr besteht.
Der sogenannte „Empirica-Blasenindex“ stützt sich auf verschiedene Indikatoren. Dabei wurde von den Forschern beispielsweise untersucht, wie viele Wohnungen in einem Gebiet pro 1000 Einwohner fertiggestellt werden und inwieweit der Kauf einer Eigentumswohnung mit dem regionalen Einkommen finanzierbar ist.
In Städten wie Köln, Leipzig und Dortmund ist die Gefahr laut Empirica „mäßig hoch“.
Auch im Landkreis Emsland wird von einer mäßig hohen Gefahr ausgegangen. In der anliegenden Grafschaft Bentheim hingegen wird eine „eher hohe“ Gefahr prognostiziert.

Schneller steigende Wohnungspreise als Mieten

Für den Verbraucher ist das Kaufpreis-Miete-Verhältnis der wichtigste Indikator, da dieser den Wert angibt, wie oft die Jahresmiete gezahlt werden müsste, damit der vollständige Kaufpreis ausgeglichen wäre. Mit diesem Wert soll angezeigt werden, ab wann der Immobilienkauf lohnenswert ist. Laut Empirica liegt der Schnitt in den zwölf größten deutschen Städten bei 33. Zum Vergleich: Vor 14 Jahren lag dieser Wert gerade einmal bei 24. Die Stiftung Warentest bewertete einen Kauf als teuer, sobald dieser einen Wert von 24 übersteigt.
Das Emsland und umliegende Landkreise liegen mit einem Wert von 25 bis 30 im mittleren Bereich. Mit Werten in Höhe von 35 und mehr liegen einige Küstenregionen sowie viele Landkreisen in Bayern ganz vorne.
Die Analyse zeigte aber auch überraschende Ergebnisse: Da die Experten bayrische Landkreise wie Unterallgäu und Schwandorf oder auch die Stadt Mühldorf am Inn aufgrund vieler neu entstandener Wohnungen als „kritisch“ einstuften, wurde der Landkreis München, welcher als „mäßig“ bewertet wurde, deutlich überholt.

Den mit Abstand höchsten Wert erzielt mit einer Einstufung von 54 der Landkreis Nordfriesland. Dies ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass sich in diesem Landkreis unter anderem die Inseln Sylt und Amrum befinden, welche zu den teuersten Immobilienmärkten Deutschlands gehören.

Nach Aussage der Experten von Empirica wächst die Gefahr einer Immobilienblase, wenn die Schere zwischen Kaufpreisen und Mieten weiter auseinandergeht.
Besonders kritisch wird es, wenn Privathaushalte sich zur Finanzierung der Immobilienkäufe weiter verschulden. Sollte sich dazu noch das wirtschaftliche Umfeld verschlechtern, würde der Wohnungsmarkt eine gewisse Anfälligkeit entwickeln.
Ein starker Rückgang auf dem Immobilienmarkt könnte den Banken und anderen Finanzierungspartnern Verluste einbringen.

Platzen einer Immobilienblase vorhersagen?

Das Platzen der Immobilienblase ist grundsätzlich schwer vorherzusagen. Laut Blasen-Index von Empirica liegen die Preisübertreibungen in den sieben größten Städten Deutschlands bei 37 Prozent. Auch genau um diesen Wert würden die Preise fallen, sobald die Blase platzen sollte. Sogar in Regionen, in denen die Bevölkerungszahl zurückgeht, besteht die Möglichkeit, dass die Preise um acht Prozent fallen.
Dieser Einsturz kann laut Experten generell durch viele Faktoren gefördert werden, welche steigende Mieten hemmen könnten. Diese möglichen Faktoren wären beispielsweise Fertigstellung von neuen Wohnungen, Markteingriffe durch den Staat in Form von Mietendeckel oder Mietpreisbremse. Ein weiterer Grund für die Senkung der Mieten könnte der Umstand sein, dass junge Leute vermehrt die sogenannten Schwärmstädte wie Berlin oder München meiden sollten, um stattdessen in kleinere Städte zu ziehen.

Eine präzise Vorhersage für das mögliche Platzen der Immobilienblase ist den Ökonomen nicht möglich. Der kritische Status wird oftmals erst dann erkannt, wenn die Blase platzt oder dies bereits geschehen ist. Immobilienbesitzer oder -verkäufer tendieren häufig zu einer unbeeindruckten Gefahrenwahrnehmung. Einige Wissenschaftler hingegen neigen zu einer Überdramatisierung der aktuellen Gefahrensituation.
„Die Blasengefahr dauert so lange, bis sie vorbei ist.“ so der Forscher Braun.